Herbsttagung 2023 der ÖG-KJLF
Unsere heurige Herbsttagung steht ganz im Zeichen des 100. Geburtstags der Schriftstellerin Vera Ferra-Mikura und wird am 13. Oktober 2023 im Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK) (Berggasse 17, A-1090 Wien) abgehalten.
Die Tagung „100 Jahre Vera Ferra-Mikura: Netzwerken im österreichischen Kinder- und Jugendliteraturbetrieb zwischen 1945 und 1980“ soll sich mit der Rolle, die die Autorin im österreichischen Literaturbetrieb fünf Jahrzehnte lang spielte, beschäftigen und verschiedene zentrale Aspekte aufgreifen.
Teilnehmer:innen der Podiumsdiskussion "Wer sieht noch zurück? Zum Stand der historischen Kinder- und Jugendliteraturforschung" sind Petra Josting, Monika Kiegler-Griensteidl (ÖNB), Jana Mikota, Sebastian Schmideler und Sonja Schreiner. Moderiert wird die Podiumsdiskussion von Susanne Blumesberger.
2003 veröffentlichte die ÖG-KJLF ein Sonderheft der Fachzeitschrift libri liberorum über Vera Ferra-Mikura, herausgegeben von Ernst Seibert.
libri liberorum (Sonderheft März 2003)
Vera Ferra-Mikura (1923-1997)
Livestream der Tagung
Rückblick auf die Herbsttagung 2023
100 Jahre Vera Ferra-Mikura: Netzwerken im österreichischen Kinder- und Jugendliteraturbetrieb zwischen 1945 und 1980
Die heurige Herbsttagung der ÖG-KJLF am 13. Oktober 2023 am Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK) beschäftigte sich mit der Wienerin Vera Ferra-Mikura (1923-1997), die 1945 als Lyrikerin entdeckt wurde und als freie Schriftstellerin originelle und satirische Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften schrieb, bevor sie sich ab den späten 1940er Jahren vermehrt der Kinder-, aber auch der Jugendliteratur zuwandte, die ihrer Meinung nach ein fester Teilbereich der Literatur ist. Rudolf Felmayer nannte sie „die beste junge Dichterin neben Christine Busta“ (Neue Wege, 1959/60, 92). Neben Hörspielen und Romanen schrieb sie auch Haikus und war eine Meisterin des Sprachspiels. Sie prägte die österreichische Kinder- und Jugendliteratur ihrer Zeit und schuf die ersten phantastischen Erzählungen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Sie war jedoch auch eine ausgezeichnete Netzwerkerin und mit zahlreichen schreibenden Kolleg*innen in Kontakt, unter anderem mit Käthe Recheis, Brigitte und Wilhelm Meissel, Friedl Hofbauer, Oskar Jan Tauschinski und Kurt Wölfflin. Mit ihren originellen Werken prägte sie mehrere Generationen von Kindern, vor allem die Stanislaus-Reihe ist bis heute unvergessen.
Bei der Tagung konnten nur einige der vielen Facetten von Vera Ferra-Mikura näher beleuchtet werden. Sonja Schreiner (Universität Wien) gab einen Einblick in die Kindheitserinnerungen von einst & Kindheitsperspektiven jetzt und erweckte mit ihren zahlreichen Beispielen schöne und prägende Kindheitslektüren wieder zum Leben. Susanne Blumesberger (Universität Wien) präsentierte einige Werke Ferra-Mikuras, die auch heute noch präsent sind, aber auch viele, die eher in Vergessenheit geraten sind. Ernst Seibert (Universität Wien) gab einen Einblick in die Rezeption zeitgenössischer Diskurse bei Vera Ferra-Mikura, Jana Mikota (Universität Siegen) fokussierte auf die realistischen Werke der Autorin und stellte ausgewählte Mädchenbücher vor.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema Wer sieht noch zurück? Zum Stand der historischen Kinder- und Jugendliteraturforschung diskutierten Monika Kiegler-Griensteidl (ÖNB), Jana Mikota, Sebastian Schmideler (Universität Leipzig) und Sonja Schreiner, moderiert von Susanne Blumesberger. Es ist wichtig, möglichst viele Werke digital zur Verfügung zu stellen und Archive zu digitalisieren und zu öffnen, um Raum für Forschung zu geben. Umso schöner ist es, dass der Nachlass der unvergessenen Autorin bald in der Österreichischen Nationalbibliothek zugänglich sein wird bzw. teilweise schon ist.
Ein Bericht von Susanne Blumesberger