Rückblick auf das Troisdorfer Kolloquium

15.04.2024

vom 12. April bis 13. April 2024 auf der Burg Wissem

Das Troisdorfer Kolloquium hat wieder einmal die einmalige Chance geboten, sich mit Forscher*innen im Bereich der historischen Kinder- und Jugendliteratur, mit Antiquar*innen, Sammler*innen, Bibliothekar*innen und Archivar*innen auszutauschen und sich in unterschiedliche Themen zu vertiefen.

Hans-Heino Ewers, Germanist, und ehemaliger Direktor des Instituts für Jugendbuchforschung, zeigte in seinem Vortrag „Text-Bild- bzw. Bild-Text-Regie und Blicklenkung in der Bilderbuchrezeption“ wie entscheidend es ist, den Blick der Rezipient*innen zu lenken. Eines der beeindruckenden Beispiele war der neu illustrierte Klassiker „Der Erlkönig“.

Ernst Seibert sprach in seinem facettenreichen Vortrag über „Österreichische Spezifitäten und Diversitäten in der Geschichte des Kinderbuches. Neue Beispiele und Folgerungen für die Forschung“. Er bewies damit einmal mehr, dass die Entwicklung der Kinderliteratur in Deutschland und in Österreich nicht parallel verlief, sondern dass beispielsweise die Habsburgermonarchie einen wesentlichen Einfluss auf die Werke der jeweiligen Autor*innen hatte.

Susanne Blumesberger gab einige Einblicke in die Erforschung österreichischer historischer Kinder- und Jugendliteratur und stellte kürzlich durchgeführte Tagungen und gehaltene Vorträge vor, die eng in Zusammenhang mit der ÖG-KJLF stehen. Sie berichtete außerdem über weitere Aktivitäten der Gesellschaft wie zum Beispiel über die Übernahme des Nachlasses von Vera Ferra-Mikura sowie des Teilnachnlases von Annellies Umlauf-Lamatsch an die Österreichische Nationalbibliothek. Beide Nachlässe eröffnen Forschenden ein weites Feld. Ein Ausblick auf weitere Publikationen sowie ein Einblick in die derzeitige Forschung über österreichische Kinder- und Jugendliteratur der Jahre 1933 bis 1945 rundeten den Vortrag ab.

Ein besonderes Highlight war die Führung des Kurators Bernhard Schmitz durch die Ausstellung „Die Häschenschule im Bilderbuchmuseum auf der Burg Wissem „Ohren gespitzt! 100 Jahre Häschenschule“ im Bilderbuchmuseum.  Die Illustrationen von Fritz Koch-Gotha wurden prägend für die kommenden Generationen von Leser*innen und sind auch heute noch sehr beliebt.

Die Hannover Historikerin Edel Sheridan-Quantz sprach über „Ein expressionistischer Rausch“ – Das künstlerische Umfeld der Illustratorin Hilde Koch“. Die 1942 in Auschwitz ermordete Malerin illustrierte in den 1920er Jahren mehrere Kinderbücher. Mehr über die Künstlerin erfährt man in einem Beitrag von Edel Sheridan-Quantz: “… I have no illusions” – Hilde Koch Neuberger: a life story in fragments. In: Yad Vashem Studies, Vol. 49, Nr. 1, 2021, Seite 23–54 

Der Vortrag der Medizinerin und Sammlerin Barbara Murken über „Sándor Bortnyik - Das Weimarer Bauhaus und die Moderne am Beispiel seines Bilderbuchs „Die Wunderfahrt“ von 1929“ musste krankheitsbedingt auf das nächste Jahr verschoben werden.

Wie immer war genügend Zeit eingeplant um nach den Vorträgen, in den Pausen und beim gemeinsamen Abendessen, moderiert von Carola Pohlmann über unterschiedliche Themen zu diskutieren und vertiefende Gespräche zu führen.

 

Ein Bericht von Susanne Blumesberger

Burg Wissem

Poster der Ausstellung „Ohren gespitzt! 100 Jahre Häschenschule“

Exponat in der Ausstellung „Ohren gespitzt! 100 Jahre Häschenschule“