Rückblick auf die Herbsttagung der ÖG-KJLF

02.12.2021

Ein Bericht von Susanne Blumesberger

Rückblick auf die Herbsttagung „Wenn Kinder Bücher hören …“ 

Die heurige Herbsttagung der ÖG-KJLF fand online in Kooperation der Forschungsplattform #YouthMediaLife am 12. November 2021 statt.

Die Keynote hielt Petra Herczeg  (Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft) zum Thema „Hören als Lesen in der Kommunikationsgesellschaft. Zwischen Konkurrenz, Komplementarität und Kooperation“, in der sie sehr anschaulich auf die Geschichte der Kindersendungen im österreichischen Rundfunk einging. Einige der sehr populären Figuren wie Rudi, der rasende Radiohund, den sie mitentwickelt hat, wurden dadurch vor unseren inneren Augen und vor allem Ohren wieder präsent. Geschichten zu hören kann für Kinder dazu führen, dass sie für den Rest ihres Lebens begeisterte Leser*innen werden.

Über „‘Es ist erst vorbei, wenn der Spottölpel singt. ‘Die Tonspur von Panem“  sprach anschließend Sonja Loidl (Institut für Germanistik). Ihr Vortrag beschäftigte sich mit literarischer Umsetzung auditiver Elemente in Werken in Suzanne Collins Texten. Sie  baute Überlegungen zur Bedeutung von Musik, Geräusch und Klang in Literatur ein und orientierte sich dabei unter anderem an Analysekriterien der Filmwissenschaft zur Tonspur. Anhand von Rue’s Wiegenlied, Keep on the Sunny Side und dem Gesang der Spottölpel , die der Nachahmung fähig sind und auch als Symbol des Widerstandes gesehen werden können, wurde im Vortrag die Tonspur von Panem exemplarisch analysiert.

Mit dem  Vortrag „…dazu galoppiert eine Herde Bongos in flächendeckenden Taktsprüngen durch das Zimmer.“ Sound-Strukturen in Adelheid Dahimènes Indie Underground. Ein Jugendroman in LP-Form“, zeigte uns Iris Gassenbauer (Institut für Germanistik und Österreichischer Blinden- und Sehbehindertenverband, STUBE) ein avantgardistisches Sprachkunstwerk. In seiner Fragmentierung in 18 Tracks und durch eine rhythmisierte Sprache wird der Text über eine jugendliche Identitätsfindung zu einer umfassend künstlerischen Auseinandersetzung mit der Literarisierung musikalischer Strukturen.

Gertrud Guano (Hörbücherei, Österreichischer Blinden- und Sehbehindertenverband)  sprach über  „Lesen Sie noch oder hören Sie schon? – Alternatives Lesen für legasthenische Jugendliche/Jugendliche mit Lesebehinderungen" und stellte einige Programme vor, die unter anderem Kindern und Jugendliche mit Lese-  bzw. Lernschwächen beim Lesen unterstützen.

„‘Die haben den halt direkt beschuldigt, ohne irgendwie was darüber zu wissen‘ – Wie Kinder und Jugendliche rassistische Stereotype in der Hörspielreihe TKKG wahrnehmen“ war  das Thema der beiden den Tagungsnachmittag beschließenden Vortragenden. Jennifer AdoléAkue-Dovi und  Liesa Rühlmann  (beide Fakultät Erziehungswissenschaft, Universität Hamburg) gingen darin auf die Reproduktion von Stereotypen und Vorurteilen ein und hinterfragten die vermittelten Weltbilder des Detektivabenteuers aus rassismuskritischer Perspektive.  Außerdem berichteten sie über  Interviews,  wie Schwarze Kinder und Jugendliche die Reproduktion dieser Stereotype und Vorurteile in der Hörspielreihe wahrnehmen. Eine rassismuskritische Auseinandersetzung mit Sprache und den damit verbundenen vermittelten Weltbildern in Kinder- und Jugendmedien muss stärker fokussiert werden, so das Fazit.

Nicht nur die Vorträge selbst, sondern auch die Diskussionen waren sehr spannend und eröffneten viele neue (multimediale) Perspektiven, die die feste Verankerung von Kinder- und Jugendliteratur weit über die eigentliche Kinder- und Jugendkultur zeigen. Vielmehr führen die luzid behandelten Themen mitten in die Gesellschaft.

Die Vorträge werden in einem Themenheft von libri liberorum erscheinen.

Keynote: Petra Herczeg

Sonja Loidl

Iris Gassenbauer

Gertrud Guano

Jennifer Adolé Akue-Dovi

Liesa Rühlmann

Moderatorin: Susanne Reichl