Termin: 8. Oktober 2024-28. Januar 2025, 18-20 Uhr
Ort: Universität Siegen, US C 116 und online
Wie erzählt man über die Shoah in einer Zeit, in der immer mehr Zeitzeug:innen nicht mehr Schulklassen besuchen und von ihren Erlebnissen berichten können? Wie gewinnt man das Interesse von Schüler:innen für die Ereignisse, die Jahrzehnte zurückliegen? Vor allem mit welchen Medien? Eine Möglichkeit bieten Graphic Novels, die Text und Bild miteinander verbinden, mit Leerstellen arbeiten und auch den Lese- sowie Sehbedürfnissen junger Menschen entsprechen. Spätestens seit Art Spiegelmans Comic Maus wird auch in der graphischen Literatur über die Gräueltaten der NS-Zeit erzählt. Seit den 1990er Jahren entstanden unterschiedliche Graphic Novels, die sich verschiedener Narrative bedienen und unterschiedliche Perspektiven auf die Shoah und dem Überleben danach zeigen. Im schulischen Alltag sind jedoch vor allem Romane, die im Deutschunterricht gelesen und an Einzelschicksalen das Grauen schildern. Dabei sind es oft veraltete Texte, die auch aufgrund der formalen Aspekte von Schüler:innen als ‚langweilig‘ empfunden werden. Graphic Novels können eine Alternative zur bisherigen Erinnerungsliteratur sein, sie präsentieren visuell und textlich die Erinnerungen der Überlebenden. Mittels dieser Auseinandersetzung wird die Medienkompetenz, ein kritischer Umgang mit Geschichte und Gegenwart und selbstständiges Denken gefördert. Aus der Forschung weiß man um die Bedeutung von Aussagen Überlebender, die in unserem Projekt vorgestellten Texte nehmen die emotionale Wirkung von Zeitzeug:innen auf und laden die Schüler:innen zu einem Gespräch ein. Daher ist es auch wichtig, dass nicht nur die Texte besprochen, sondern auch Begegnungen mit den Künstler:innen ermöglicht werden. Denn: „Ein Bild ist für mich weniger eine Behauptung, sondern eine Tür, eine Einladung, eine Frage“, so die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin Barbara Yelin. Schüler:innen bekommen einerseits ein besseres Verständnis für die Vergangenheit, andererseits aber auch für die Gegenwart.
Das Projekt möchte einerseits aktuelle Graphic Novels vorstellen, andererseits Lehrende ermutigen, sich mit diesen auseinanderzusetzen und in pädagogische Handlungskonzepte zu integrieren. Künstler:innen wie Barbara Yelin, die Überlebende interviewt, und ihr Leben graphisch für die Nachwelt festgehalten hat. Gerade diese Art der Erinnerung und der Auseinandersetzung mit den Gräueltaten ermöglicht neue Wege im Erinnerungsdiskurs: Yelin nutzt nicht nur die Macht des Wortes, sondern auch der Farben, die es dann von den Lesenden zu entziffern gilt.
Onlinezugang über Anmeldung unter:
Dr. Jana Mikota, mikota@germanistik.uni-siegen.de
Geben Sie bitte bei der Anmeldung Ihren Namen sowie Ihre Institution an. Den Link erhalten Sie kurz vor Beginn der Ringvorlesung.
Weitere Informationen zur Ringvorlesung und den terminlichen Ablauf finden Sie hier.
Organisation:
Prof. Dr. Daniel Stein (Anglistik / Amerikanistik)
Dr. Jens Aspelmeier (ZfsL/AMS)
Dr. Jana Mikota (Germanistik)
(Quelle: Aussendung)