CfP: Jahrbuch der Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung 2023

18.08.2022

Thema: Genre(s)

Krimi, Fantasy, Coming of Age, Science Fiction, Abenteuer, Road Movie, Horror, Western,
Romantic Comedy: Genres scheinen auf den ersten Blick einfach zu handhabende Kategorien
zu sein, die sich durch feste Bausteine, wie etwa ein Figurenpersonal, auszeichnen. Zum
Krimi gehören Mörder:innen und Detektiv:innen, Drachen gibt es in der Fantasy, Aliens
wiederum in der Science Fiction, während Monster in der Horror–Schublade zu finden und
Cowboys/–girls im Western zuhause sind. Gerade in der Kinder– und Jugendliteratur spielen
solche Genrezuordnungen sowohl in der Produktion als auch der Rezeption eine zentrale
Rolle. So erfüllt beispielsweise bereits die Covergestaltung häufig eine Signalfunktion, um auf
ein Genre einzustimmen. Für die Verständigung unter Rezipient:innen können Genres eine
hilfreiche Kategorie sein, wenn es z.B. darum geht, sich darüber zu informieren, was man
von einem Roman oder einem Comic, einem Film, einer TV–Serie oder einem Videospiel zu
erwarten hat. Solche Genreregeln beeinflussen auch die Produktionsseite, insbesondere bei
populären Unterhaltungsformaten. Wobei der Reiz von Genres gerade in der Spannung von
Wiederholung und Variation besteht, im Spiel oder dem Bruch mit Genrekonventionen und
in der damit verbundenen Reflexion, die sich darüber hinaus in Metagenres manifestieren
kann.
Genres organisieren die Welt des literarischen und filmischen Erzählens, aber auch die
Rezeption. Genres setzen Medien (auch historisch) in ein Verhältnis zueinander, ebenso zur
Erfahrung der Rezipient:innen mit ihnen und ihrem Wissen. Dabei lassen sie sich zwar
klassifizieren, jedoch erlaubt eine solche Taxonomie gerade nicht, die spezifische
Atmosphäre, die generische Formate ausmacht, einzufangen. Genres, so könnte man
festhalten, sind immer als hybrid und prozesshaft zu begreifen. Die Untersuchung des
Zusammenspiels generischer Modi erlaubt zudem eine tiefere Einsicht in die Poetik von
Romanen, Comics, Filmen, TV–Serien etc. Und sie bietet einen kulturanalytischen
Ansatzpunkt: „Genre analysis tells us not just about kinds of film, but about the cultural work
of producing and knowing them.“ (Gledhill 2000, 222) Fragen, die Genrepoetiken,
wiederkehrende ästhetische Figurationen, Hybridisierungsphänomene und deren Zirkulation
in historischer und inter– bzw. transmedialer Perspektive betreffen, stehen daher im
Mittelpunkt unseres Interesses.
Die neue Ausgabe des Jahrbuchs setzt an diesem letzten Punkt an, um Beiträge zu
versammeln, die Genretheorien für die Kinder– und Jugendliteratur– und –medienforschung
weiter– und neudenken. Es soll hierbei weniger um traditionelle Genrediskussionen gehen,
die sich entlang inhaltlicher Bausteine orientieren, sondern es sollen vielmehr die
Ausdifferenzierung und Hybridisierung von Genres reflektiert werden. Zunehmend entziehen
sich Neuerscheinungen im kinder– und jugendliterarischen Bereich einer eindeutigen
Zuordnung zu einem Genre. Zu fragen ist daher, wie dennoch mit einem Genrebegriff
operiert werden kann oder inwiefern dieser modifiziert werden muss. Der siebte Jahrgang
des open–access, peer–reviewed Jahrbuchs der Gesellschaft für Kinder– und
Jugendliteraturforschung widmet sich gegenwärtigen wie historischen Dimensionen von
Genre(s) in Kinder– und Jugendliteratur und –medien, insbesondere poetologischen und
ästhetischen Aspekten des Zusammenspiels generischer Modi.

Die Beiträge sollten die vielfältigen Implikationen dieses komplexen Themas sowohl aus
theoretischer als auch aus gegenstandsorientierter Perspektive in seinen unterschiedlichen
erzählerischen und medialen Realisierungen (Romane, Kurzprosa, Lyrik, Theaterstücke,
Bilderbücher, Sachbücher, Comics, Graphic Novels, Hörmedien, Filme, TV–Serien,
Computerspiele) aufgreifen.
Mögliche Themen, Aspekte, Zugänge und Schwerpunkte, jeweils mit Bezug auf Kinder– und
Jugendliteratur bzw. –medien, wären:
• Genretheorie und KJM
• Genrehybridität in der KJL (auch in historischer Perspektive)
• Genre und Gender
• Genre und Intersektionalität
• Genre und Serialität
• Genre und Inter–/Transmedialität
• Genre und Affekt
• Genre und Wissen
• Generische (Bild)Sprachen
Über das Schwerpunktthema hinaus sind zudem bis zu drei offene Beiträge zu kinder– und
jugendliterarischen bzw. –medialen Fragestellungen aus historischer wie theoretischer
Perspektive erwünscht; auch dazu bitten wir um entsprechende Vorschläge.

Formalia:
Die GKJF hofft auf große Resonanz und bittet bei Interesse um die Zusendung von
entsprechenden Angeboten für themenbezogene bzw. offene Beiträge in Form eines
Exposés (von nicht mehr als 300 Worten) bis zum 15.09.2022. Die Exposés sollten außer
einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung Angaben über die Fragestellung enthalten, den
Bezug zu theoretischen Positionen herstellen sowie Literatur nennen, auf die sich der Beitrag
stützt. Benachrichtigungen über die Annahme des Vorschlags und die Einladung zur
Einreichung eines Beitrags werden zusammen mit dem Style Sheet bis zum 31.10.2022
verschickt.

Die Beiträge selbst sollten einen Umfang von 40.000 Zeichen (inkl. Fußnoten und
Literaturverzeichnis) nicht überschreiten und den Herausgeberinnen spätestens bis zum
01.03.2023 als Word–Dokument vorliegen.


Bitte senden Sie Ihre Abstracts an:
jahrbuch@gkjf.de

Das Jahrbuch der Gesellschaft für Kinder– und Jugendliteraturforschung | GKJF 2023 wird im
Dezember 2023 online veröffentlicht.

Weitere Informationen finden Sie hier.

 

(Quelle: Homepage GKJF)