Rückblick auf die GKJf Tagung in Wien

07.06.2022

Ein Bericht von Susanne Blumesberger

Rückblick auf die 34. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung  zum Thema „Körperhaltungen. Körper und Körperlichkeit in Kinder- und Jugendliteratur und –medien

Bereits zum zweiten Mal fand die Jahrestagung der GKJF in Wien statt, diesmal mitorganisiert von der STUBE. Der 26. bis 28. Mai 2022 war ein bunter Reigen rund um Körperlichkeit. Am ersten Tag, der im Stephanisaal am Stephansplatz 3 mit atemberaubenden Blick durch das Glasdach auf den Stephansdom, stattfand, begrüßten zunächst Ute Dettmar, Vorsitzende der GKJF und Heidi Lexe, Leiterin der STUBE. Caroline Roeder  (Ludwigsburg) gab unter dem Titel  „Peinlichkeit und Pirouetten)  einen Einblick in Leibeserziehung in Kindheit und Jugend erzählenden Texten. Maren Conrad (Erlangen-Nürnberg) sprach über „Marked Bodies“ und Claudia Sackl über „Verschränkungen von Physis, Persona und Poetik im (jugendliterarischen Schreiben über) Spoken Word. Ein großartiges Empanada-Buffet und vor allem lang entbehrte Gespräche mit Kolleg*innen sorgten für eine nette Stimmung.  Ein musikalischer Absacker mit modernen Wienerliedern rundete den Abend ab.

Der nächste Tag begann im Kardinal König Haus mit einem im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehenden Vortrag von Julia Benner (Berlin) über Tätowierungen in Kinder- und Jugendmedien. Danach wurde in vier Sessions zu den Themen „Erregungen“, „Imago und imaginäre Körper“, (Un-)Doing Gender und „Cyborgs und Cyberpunks“ vorgetragen. Das Thema Tätowierungen führte Sonja Loidl (Wien) in ihrem Beitrag über Beispiele anhand von Texten von Cassandra Clare fort. Diversität, bzw. Regenbogen-Bilderbücher thematisierten Kristina Kocyba (Budapest) und Tihomir Engler (Osijek). In längst vergangene Zeiten führte Susanne Blumesberger mit dem Thema „Von der Gefahr der schiefen Zöpfe und zu lose geschnürten Mieder. Schriftstellerinnen als Influencerinnen im frühen 19. Jahrhundert?“

Nach einem geselligen Mittagessen mit zahlreichen spannenden Begegnungen und Gesprächen folgten weitere Sessions mit Vorträgen zu Körper/Bildern, Körper/Komik, Toxizität/Annexion sowie Körper/Normen. Hier wurde über „Visuelle Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Mädchen und Jungen in Bilderbüchern“ berichtet (Carla Plieth, Cambridge), über „Nicht-binäre Körper und Othering im Bilderbuch“ (Nadine Seidel, Ludwigsburg), aber auch über physiognomische Komik (Nicola König, Marburg).

Ein Höhepunkt der Tagung war das von der ÖG-KJLF finanzierte und von Heidi Lexe kundig durchgeführte Gespräch mit der preisgekrönten Autorin Elisabeth Steinkellner, die unter anderem aus ihrem Werk „Papierklavier“ las.

Den letzten Tag der Veranstaltung leitete Dariya Manova (Wien) mit dem Vortrag „Widerständige Körper? Banden, Cliquen, Crews bei Jelinek, Berg und Lehner“ ein. Anna Stemmann (Leipzig) folgte mit „Gewalt, Gender. Gorillas: Der Körper als Zeichenträger von Alteritätserfahrungen“. Ralph Olsen (Ludwigsburg) und Christian Müller (Weingarten) referierten über „Schlafes Bruder? Der tote Körper in der Kinder- und Jugendliteratur. Den abschließenden Vortrag hielt Julia Boog-Kaminski (Wien) mit „Mutter ist die Bestie. Monströse Körper in Valérie Dayres und Wolf Erlbruchs Die Menschenfresserin (1996)“.

Wie jedes Jahr gab es sehr spannende Einblicke in Kinder- und Jugendmedien, interessante theoretische Diskussionen und vor allem sehr viele Lesetipps. Begriffe aus den Vortragstiteln wie Cyborg, Diversität, Gewalt Inklusion, Inszenierung Künstlichkeit, Leibeserziehung, Komik, Männlichkeit, Menschenfresserinnen, Performance, Sexualität, Tattoos, Tierkörper, Tod, Pubertät, Weiblichkeit, Widerstand, bis zu Zöpfe lassen die Bandbreite der besprochenen Werke erkennen.

 

Die Folien zu Susanne Blumesbergers Vortrag „Von der Gefahr der schiefen Zöpfe und zu lose geschnürten Mieder. Schriftstellerinnen als Influencerinnen im frühen 19. Jahrhundert?“ können Sie sich hier ansehen.

v.l.n.r.: Heidi Lexe und Elisabeth Steinkellner